von Monika Gause

Illustrator-Dateien in InDesign importieren mit PDF2DTP

Die programmeigene Übergabe von Dateinhalten aus Illustrator in InDesign lässt an den meisten Stellen sehr zu wünschen übrig. Über die Zwischenablage gehen entweder Texte oder Formatierungen verloren, Verläufe sind in beide Richtungen hakelig und es bleibt eigentlich nur das Platzieren einer Illustrator-Datei in InDesign, wenn es schnell gehen und exakt sein soll.

Sollen jedoch Dateien in InDesign weiterbearbeitet werden, die aus irgendeinem Grund in Illustrator begonnen wurden, dann bedeutet es in der Regel, dass alles neu aufgebaut werden muss. Das InDesign-Plug-in PDF2DTP von Markzware ist hier eine gute Alternative.

Wie funktioniert PDF2DTP?

PDF2DTP nutzt beim Konvertieren einer AI-Datei den Umstand aus, dass in einer AI-Datei ein PDF-Zweig enthalten sein kann. Damit die Konvertierung einer AI-Dateiklappt, bedeutet das natürlich auch, dass dieser Zweig gespeichert sein muss. Sie müssen also die Option PDF-kompatible Datei erstellen beim Speichern aktiviert haben.

Bild: PDF-kompatible Datei erstellen in den Illustrator-Optionen des Speichern-Dialogs

 

Beschaffung und Installation

PDF2DTP ist für InDesign ab CS6 sowohl für Windows als auch für MacOS als Kaufversion erhältich. Für InDesign CS5 bis CC 2014 nur für den Mac sowie für CS5 bis CS6 Windows auch im 12-Monats-Abo.

Nach der Installation über einen eigenen Installer muss PDF2DTP noch aktiviert und registriert werden. Das Programm leitet Sie durch diesen Vorgang. Ist dies alles erfolgt, dann finden Sie die Funktionen des Plug-ins unter dem Hauptmenüpunkt Markzware. Rufen Sie Markzware → PDF2DTP → PDF konvertieren auf, um eine Konvertierung zu starten. Die konvertierten Dateien werden direkt in Ihrem Dokumente-Ordner gespeichert. In den Voreinstellungen des Plug-ins können Sie jedoch auch einen benutzerdefinierten Ordner anlegen.

In der Illustrator-Datei platzierte Bilder werden extrahiert und in der generierten InDesign-Datei verknüpft.

Texte

Der wichtigste Bereich der Konvertierung sind selbstverständlich die Texte, denn der Wechsel des Programms von Illustrator zu InDesign findet in der Regel aufgrund komplexer Formatierungen, Verarbeitung langer Texte bzw. mehrerer Seiten oder Tabellen und ähnlicher Möglichkeiten von InDesign statt. Ausgehend von den Möglichkeiten, die ein PDF besitzt, kann PDF2DTP hier eine Menge.

Die ursprünglichen Formate aus Illustrator gehen leider verloren, aber PDF2DTP legt neue Formate an – leider außer einem Basis-Absatzformat nur Zeichenformate. Sie müssen also die Formate und deren Vererbung komplett neu anlegen. Verkettete Textrahmen gehen ebenfalls verloren und mit rechtsbündig ausgerichtetem Text hat PDF2DTP manchmal seine Schwierigkeiten.

Bild: Textrahmen sind bereits im PDF nicht mehr vorhanden und werden daher auch von PDF2DTP nicht übernommen (links: Illustrator; rechts: InDesign)

Es werden auch nicht alle Tabulatoren übernommen. Einige finden ihren Weg in die InDesign-Datei.

Bild: Einige Tabulatoren werden übernommen (links: Illustrator; rechts: InDesign).

Verwendete Schriften

Sie sollten unbedingt alle im zu konvertierenden Illustrator-Dokument verwendeten Schriften installieren und aktivieren, da anhand der Font-Informationen Positionen berechnet werden und InDesign natürlich nicht die im PDF-Part der Illustrator-Datei eingebetteten Fonts nutzen kann.

Text auf einem Pfad

Je nach der Natur des Pfads klappt der Import von Pfadtext oder auch nicht. Bei einfachen Pfadtexten – z.B. auf Kreisen – kann es funktionieren. Handelt es sich um offene Pfade, dann kann das Ergebnis überraschen. Bei Pfaden mit sehr extremen Verläufen kann der Import scheitern.

Bild: Pfadtext auf zwei Halbkreisen in Illustrator (links) und InDesign (Mitte); frei gezeichneter Pfad in InDesign (rechts).

Gestrichelte und gepunktete Konturen

Bei einfachen Konturen – auch gepunkteten – findet eine erstaunlich gute Konvertierung statt. In manchen Fällen klappt es jedoch nicht, vor allem, wenn Sie besondere Illustrator-Techniken wie Mehrfachkonturen verwenden.

Mehrseitige Dateien

Besitzt eine Datei mehrere Seiten auch in unterschiedlichen Größen, dann wird dies so in die InDesign-Datei übernommen. Auch Elemente, die über den Rand reichen, werden übernommen. Eine in Illustrator angelegte Beschnittzugabe müssen Sie jedoch in InDesign erneut anlegen.

Grafik

PDF2DTP versucht, Grafikelemente als Pfade zu übernehmen. Das führt bei komplexen Illustrationen zu Verlusten. Verläufe auf Konturen werden nicht korrekt übernommen, auch nicht der einfache Verlauf in der Kontur, der sich in InDesign ebenfalls erzeugen ließe. Verläufe auf Flächen klappen ebenfalls nicht hundertprozentig, aber immerhin sehr viel besser als über die Zwischenablage.

Bild: Verläufe (links: Original in Illustrator; Mitte: Import über PDF2DTP; rechts: Import über die Zwischenablage).

Offene Pfade werden beim Import unter Umständen automatisch geschlossen. Da bereits im PDF Objekte umgewandelt sind, d.h. Konturen und Flächen auf einzelne Objekte separiert werden, werden sie auch so in InDesign importiert.

Bild: Offene Pfade werden gegebenenfalls automatisch geschlossen.

Sie werden nicht darum herum kommen, die Datei genauestens zu überprüfen. In der Regel wird es sinnvoll sein, die importierten Grafiken zu löschen und durch die platzierte Originalgrafik aus dem ursprünglichen Illustrator-Dokument zu ersetzen.

Verwendete Farben werden als Farbfelder angelegt.

Transparenz und Aussparungsgruppen

Die meisten Füllmethoden werden korrekt übernommen. InDesign kann zwar genauso wie Illustrator Aussparungsgruppen anlegen und die Aussparungsgruppen sind auch noch im PDF enthalten, gehen jedoch beim Import über das Plug-in verloren.

Schnittmasken und Deckkraftmasken

Schnittmasken um Bilder werden als Grafikrahmen in InDesign übernommen, Schnittmasken für Grafikelemente werden jedoch nicht korrekt importiert. Deckkraftmasken gehen verloren.

Fazit

Trotz vieler Probleme mit besonderen Grafikelementen und Illustrator-Konstrukten, die PDF2DTP besitzt, ist es eine enorme Arbeitserleichterung, um die Art Illustrator-Dateien zu importieren, die besser mit InDesign bearbeitet werden sollten. Die Alternative wäre der Weg einzelner Texte über die Zwischenablage und das nachträgliche komplette Neuanlegen aller Formate. Das wird Ihnen mit diesem Plug-in erspart. Eine Nachbearbeitung der erstellten InDesign-Dateien ist wie nach jeder Konvertierung nötig.

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