von Martin Vogler

Wie man Flaggen mit Photoshop wehen lässt – eine nichtdestruktive Lösung

Vor ein paar Wochen haben wir bereits gezeigt, wie man Länderflaggen in Photoshop auf recht ungewöhnliche Weise gestaltet. Jetzt müssen wir diese nur noch in den Wind drehen und sie wehen lassen. Auch das ist einfacher, als es zunächst erscheint, und noch dazu vollkommen nichtdestruktiv möglich – dank eines cleveren Aufbaus.

Verschiedene Variationen von Bewegungen sind schnell erstellt. Licht und Schatten passen sich immer genau an die Bewegung an.

 

Länderflaggen erstellen

In diesem Artikel zeigen wir, wie man Länderflaggen einmal anders konstruiert.

Unsere Gestaltungsstrategie

Bei der Umsetzung kommt ein uralter Filter zum Einsatz, den man ansonsten relativ selten benötigt. Dieser hat lediglich den Nachteil, dass er ein bisschen umständlich in der Anwendung ist und der Weg zum zufriedenstellenden Ergebnis mit relativ viel »Trial & Error« verbunden ist.

Diesen Nachteil können wir aber etwas abmildern, indem wir die Konstruktion durchdacht anlegen.

Der Versetzen-Filter

Dieser Filter befindet sich bei den Verzerrungsfiltern und verschiebt die Pixel des Bildes.

Über die Werte bei Horizontale bzw. Vertikale Verschiebung kann man einstellen, wie stark die Pixel des Bilds verschoben werden sollen, also wie stark die Verschiebung ausfallen soll.

Aber woher weiß Photoshop, wohin die Pixel verschoben werden sollen? Dies definieren wir über eine Verschiebungsmatrix. Diese ist dabei nichts anderes als eine Photoshop-Datei mit (im Normalfall) identischen Pixelmaßen. Sie wird im Photoshop-Format gespeichert.

Die Pixel der Verschiebungsmatrix geben vor, in welche Richtung die Pixel verschoben werden sollen:

Besitzt ein Pixel ein mittleres Grau (128,128,128), wird nichts verschoben.

Links das Bild, rechts die Verschiebungsmatrix. Bei einem mittleren Grau passiert nichts.

 

Ist ein Pixel heller als das mittlere Grau, wird der Pixel, der sich an der gleichen Position befindet, nach oben und links verschoben.

Ist ein Pixel heller, erfolgt eine Verschiebung nach oben und links.

 

Ist ein Pixel dunkler, erfolgt eine Verschiebung nach unten und rechts.

Sind die Pixel dunkler, erfolgt eine Verschiebung nach unten und rechts.

 

Über die Verschiebungsmatrix kann zudem Einfluss auf die relative Stärke der Verschiebung genommen werden. Pixel, die heller als das mittlere Grau sind, werden umso stärker nach links bzw. oben verschoben, desto heller sie sind. Die stärkste Verschiebung erfolgt bei weißen Pixeln.

Von rechts nach links wird die Verschiebung nach oben und links immer größer.

 

Bei Pixeln, die dunkler als das mittlere Grau sind, gilt, dass sie umso stärker nach rechts bzw. unten verschoben werden, je dunkler der Pixel ist. Die stärkste Verschiebung erfolgt bei schwarzen Pixeln.

Hier wird die Verschiebung nach unten und rechts von links nach rechts immer größer.

 

Die verschobenen Pixel werden dabei nicht durch transparente Pixel ersetzt, sondern es wird zwischen unterschiedlich versetzten Pixeln interpoliert, was zu Unschärfen oder Pixelstufen führen kann.

Von links nach rechts: Die Verschiebung nach links und oben nimmt immer weiter ab und geht dann in eine Verschiebung nach rechts unten über. Deutlich zu sehen: Bei zu großen Werten bzw. Kontrasten treten Unschärfen bzw. Pixelstufen hervor.

 

Dieses Wissen können wir nun nutzen, um unsere Flagge in Unruhe zu versetzen und somit den Eindruck entstehen zu lassen, dass sie weht.

Trial & Error durch cleveren Aufbau erleichtern

Wenn wir die Pixel der Flagge versetzen, erhalten wir eine verzerrte Flagge. Diese wirkt aber aufgrund fehlender Licht- und Schattenbereiche nicht plastisch.

Versetzen wir die Pixel lediglich, erzeugen wir damit noch keine plastische Wirkung.

 

Damit die wehende Flagge plastisch wirkt, muss sie also auch Licht- und Schattenbereiche besitzen. Und diese müssen natürlich auch zur jeweiligen Versetzung passen, sich also an dieser orientieren.

Die wehende Flagge muss also aus zwei Komponenten bestehen, einer Versetzung/Verschiebung und zu dieser passenden Licht- und Schattenbereichen.

 

Nun gibt es aber ein Problem: So schnell das Erstellen und Zuweisen einer Verschiebungsmatrix auch funktioniert – ändert man etwas an der Versetzung, dann muss auch jedes Mal ein neuer, entsprechend geänderter Licht- und Schattenbereich erstellt werden.

Es gibt aber eine Lösung für dieses Problem. Zum einen macht es die Logik des Versetzen-Filters möglich, dass der Licht- und Schattenbereich identisch mit der Verschiebungsmatrix sein kann. Und wir müssen auch nur eine einzige Datei pflegen, wenn wir sie als verknüpftes Smartobjekt einbinden.

Ändert man bei unserer Lösung die Verschiebungsmatrix, dann passen sich die Lichter und Schatten direkt an.

 

Eine Flagge wehen lassen

1. Platziert Eure Flagge als Smartobjekt in einem neuen Dokument. Das ist wichtig, damit Ihr den Versetzen-Filter später nichtdestruktiv als Smartfilter anwenden könnt.

2. Wählt Bearbeiten → Transformieren → Verformen und stellt in der Steuerungsleiste bei Verformen den Eintrag Flagge ein. Verringert die Biegung auf »-10°«. Diese Verformung hat den Sinn, der Flagge schon einmal eine kleine Grundbewegung zu verpassen und sie von der strengen Rechteckform zu befreien.

Verformen der Flagge

 

3. Nun müssen wir die Verschiebungsmatrix erstellen. Dazu benötigen wir eine Photoshop-Datei mit identischen Pixelmaßen. Das geht sehr schnell dank einer meiner Lieblingsfunktionen: Drückt unten im Protokoll-Bedienfeld auf den Button Status duplizieren. Ihr erstellt damit eine neue Photoshop-Datei mit identischem Inhalt.

4. Blendet die Flaggenebene aus und konvertiert die weiße Hintergrundebene in eine normale Ebene. Ihr könntet die Flagge nun löschen. Es schadet aber auch nicht, sie als Orientierungshilfe im Dokument zu belassen. Ihr dürft nur nicht vergessen, sie immer vor dem Speichern der Matrix wieder auszublenden.

5.Speichert nun diese Datei im selben Ordner, in dem auch Euer Bild liegt, als Photoshop-Datei (.psd) ab, zum Beispiel unter dem Namen »Verschiebungsmatrix.psd«.

Die Verschiebungsmatrix besteht zunächst einmal aus einer weißen Ebene. Die Flagge wird lediglich zu Orientierungszwecken benötigt. Das erleichtert das Abstimmen der Licht- und Schattenbereiche mit der Flaggenform.

 

6. Nun wollen wir eine einfache Matrix aus Schwarz-Weiß-Verläufen erstellen. Markiert die weiße Ebene, klickt auf das fx-Symbol und wählt Verlaufsüberlagerung.

7. Erzeugt einen Verlauf, der aus schwarzen und weißen Balken besteht.

Balkenverläufe

In diesem Tipp erfahrt Ihr genau, wie Ihr Balkenverläufe erstellt.

Einstellen eines Schwarz-Weiß-Verlaufs mit harten Kanten

 

8. Wählt Filter → Für Smartfilter konvertieren, um diese Ebene in ein Smartobjekt zu verwandeln.

9. Wir benötigen nun weiche Schwarz-Weiß-Übergänge. Geht auf Filter → Weichzeichnungsfilter → Gaußscher Weichzeichner und stellt einen Radius Eurer Wahl ein. Ich entscheide mich zunächst für »35 Pixel«, wohl wissend, dass ich diesen Wert später jederzeit ändern kann.

Weichzeichnen des Balkenverlaufs

 

Warum Weichzeichnen?

Vielleicht werdet Ihr Euch die Frage stellen, warum man dies nicht gleich im Verlauf erledigt hat. Man hätte ja die Übergänge zwischen Schwarz und Weiß nicht hart, sondern auch weich machen können. Das ist richtig. Ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil mir das Weichzeichnen die Möglichkeit gibt, die Härte des Übergangs komfortabel über einen Regler anzupassen, und das auch noch nichtdestruktiv. Dies erspart es mir, immer wieder umständlich am Verlauf herumfummeln zu müssen.

10. Speichert die Verschiebungsmatrix ab, lasst die Datei aber offen und wechselt zurück in Euer Dokument mit der Flagge.

11. Nun markiert Ihr die Flagge und wählt Filter → Verzerrungsfilter → Versetzen.

  • Im Dialog stellt Ihr bei Horizontal skalieren und bei Vertikal skalieren jeweils »20« ein. Je größer hier die Werte, desto stärker wird die Flagge verzerrt.
  • Bei Verschiebungsmatrix stellt Ihr Wiederholen ein und bei Undefinierte Bereiche aktiviert Ihr den Radiobutton Kantenpixel wiederholen.

Einstellungen im Versetzen-Filter

 

Wenn Ihr dann auf OK klickt, müsst Ihr nur noch Eure gespeicherte Verschiebungsmatrix wählen, und schon erhaltet Ihr eine bewegte Flagge.

Die Verschiebungsmatrix wurde auf die Flagge angewandt.

 

Nun müssen wir uns nur noch um Licht und Schatten kümmern.

12. Wählt Datei → Platzieren und Verknüpfen und als Datei Eure gespeicherte Verschiebungsmatrix. Die Struktur ist somit als verknüpftes Smartobjekt integriert worden.

Die Verschiebungsmatrix wird als verknüpftes Smartobjekt über der Flaggenebene platziert.

 

13. Wählt Ebene → Schnittmaske erstellen, um die Verschiebungsmatrix auf die Pixel der Flagge zu begrenzen.

Nach dem Erstellen der Schnittmaske

 

14. Über die Füllmethode könnt Ihr nun die Lichter und Schatten mit der Flagge verrechnen und über den Deckkraft-Regler die Wirkung absoften. Wenn Ihr die Füllmethode Multiplizieren wählt, werden lediglich Schatten erzeugt. Es erfolgt dadurch auch eine mehr oder weniger starke Abdunklung der Flagge.

Damit die Abdunklung durch die Füllmethode Multiplizieren nicht zu extrem ist, habe ich die Deckkraft etwas gesenkt.

 

Bei der Füllmethode Ineinanderkopieren werden auch Highlights gesetzt.

Die Füllmethode Ineinanderkopieren erzeugt Licht- und Schattenbereiche. Auch diese habe ich abgesoftet.

 

Verflüssigen-Filter für mehr Zufälligkeit

Im Moment wirkt das Wehen noch sehr linear. Um ein bisschen mehr Zufälligkeit hineinzubringen, eignet sich der Verflüssigen-Filter recht gut. Noch dazu kann auch dieser als Smartfilter eingesetzt werden. Zunächst passe ich damit die Grundform der Flagge ein wenig an und beseitige die harten Kanten.

Bearbeitung der Flaggenform im Verflüssigen-Filter

 

Dann mache ich dasselbe mit dem Verlaufs-Smartobjekt in der Verschiebungsmatrix.

Der Verlauf wird ebenfalls über den Verflüssigen-Filter manipuliert.

 

Nachdem Ihr die Verschiebungsmatrix gespeichert habt und in das Flaggen-Dokument zurückgekehrt seid, seht Ihr, dass sich der Schatten bereits angepasst hat.

Schatten und Verschiebung passen noch nicht wieder zusammen. Das ändern wir sogleich.

 

Doppelklickt auf den Versetzen-Smartfilter im Ebenen-Bedienfeld, klickt auf OK und stellt die Verschiebungsmatrix erneut ein – und schon passen Licht- und Schattenbereiche wieder zur Versetzung.

Flaggenbewegung und Licht- sowie Schattenbereich können auf diese Weise ganz schnell variiert werden.

 

Die Nationalität der Flagge ändert Ihr, indem Ihr auf das Flaggen-Smartobjekt doppelklickt und ein anderes Flaggenmotiv einstellt.

Hier habe ich mich für die deutsche Flagge und für die Füllmethode Hartes Licht bei »50 %« Deckkraft entschieden.

 

Bei der bayerischen Flagge habe ich die Füllmethode Multiplizieren verwendet und auch noch einmal die Verschiebungsmatrix geändert.

 

Flaggen-Vorlagen aus dem Internet

Für noch realistischere Weh- und Falteneffekte könnt Ihr natürlich als Strukturdatei auch Fotos von Flaggen oder Stoffen aus dem Internet verwenden. Bei Pixabay habe ich zum Beispiel diese Struktur gefunden.

Eine Stoffstruktur auf Pixabay

 

Das Bild habe ich einfach oben in meiner Strukturdatei platziert, in Schwarzweiß konvertiert und ein bisschen weichgezeichnet, damit die Verzerrung nicht zu grieselig wird.

Die aus dem Internet platzierte Struktur. Damit das Ergebnis beim Versetzen-Filter nicht zu grieselig wird, solltet Ihr sie auch noch ein wenig weichzeichnen.

 

Nachdem Ihr dann im Mutterdokument die Versetzen-Matrix neu geladen habt, erhaltet Ihr folgendes Ergebnis:

Die Verzerrung wird anhand der aus dem Internet geladenen Strukturdatei durchgeführt. Zusätzlich habe ich hier auch noch die Körnigkeit des Stoffs zurückgeholt, indem ich noch einmal in die Strukturdatei hineingegangen bin und dort die Weichzeichnung, die ich nur für den Versetzen-Filter eingestellt hatte, deaktiviert habe.

 

Fazit

Ab sofort habt Ihr mit dieser Datei eine sehr flexible Vorlage für die verschiedensten Flaggen zur Verfügung, bei der Ihr sowohl das Wehen als auch die Nationalität der Flagge jederzeit mit wenigen Klicks ändern könnt.

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