von Monika Gause

Vektor oder Pixel? Auflösung? Farbmodus? Dateiformat? Antworten auf häufige Fragen (Teil 1)

Einige Fragen werden in öffentlichen Foren, Facebookgruppen und anderswo immer wieder gestellt. Wenn Sie die Datei anlegen, können Sie Ihr Projekt schon ruinieren – jedenfalls wenn Sie es falsch machen. Also sollten Sie die Zeit investieren und die Details über die Produktion, Farbe ,Vektor- und Rasterdateien, Auflösung und Dateiformate lernen, denn all die Arbeit soll ja nicht nur morgen noch da sein, sondern sie soll auch immer noch voll editierbar sein und natürlich nach dem Druck klasse aussehen.

Das Folgende ist eine Einführung. Ich habe versucht, die Antworten auf die Anfängerfragen zusammenzufassen.

Vektor oder Pixel?

Während Pixeldateien auf Zeilen und Spalten eingefärbter Quadrate bestehen, die zusammen das Bild ergeben, werden die Formen in Vektordateien aus Pfaden gebildet – mathematischen Funktionen - die Füllungen und Konturen besitzen.

Worin besteht der Unterschied?

Der offensichtliche Unterschied besteht darin, dass man mit Pfaden rechnen kann, vor allem kann man sie – theoretisch – unendlich vergrößern. Vektorgrafik besitzt aber auch einen anderen Vorteil: den objektorientierten Ansatz des Grafikdesigns. Alle Formen sind einzelne Objekte und bleiben es, bis Sie sie mit anderen Objekten kombinieren. Ihre Füllungen und Konturen sind lediglich Attribute, die sich einfach ändern lassen. Das erlaubt es Ihnen, nicht nur die gesamte Grafik, sondern auch jeden einzelnen Teil von ihr, zu skalieren oder zu transformieren.

Wählen Sie irgendeinen einzelnen Pfad aus und ändern sie seine Eigenschaften. Ändern Sie nach dem Skalieren die Konturstärke oder skalieren Sie die Konturstärke überhaupt nicht.

Andererseits ist das Skalieren einer Grafik wieder gar nicht so frei, wie es aussieht, denn Verkleinern ist begrenzt durch die kleinste Größe, die im Ausgabeprozess noch darstellbar ist oder durch technische Probleme, die nach der Produktion entstehen können.

Wenn die Linien zu dünn werden, löst sich die Folie einfach vom Stoff.

Mit welchen Programmen erstellt man die Grafik?

Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop, GIMP, Affinity Photo und viele andere erstellen Pixeldateien als ihre nativen Dateiformate. Einige dieser Editoren besitzen Werkzeuge, um Vektorpfade als Teile ihrer Dateien zu erstellen und einige können dies auch als Vektordateien exportieren. Vektorbearbeitungsprogramme wie Illustrator, Corel Draw, Inkscape, Affinity Designer sowie einige weitere erstellen Vektordateien als native Dateiformate. Sie können auch Pixeldateien in diese Dokumente importieren oder Effekte anwenden, die Rasterinhalte erstellen oder Pfade in Rasterinhalte umwandeln. Darüber hinaus können sie alle ihre Inhalte als Pixeldateien exportieren.

Also enthalten die meisten Dateien, die von diesen Programmen erstellt werden, sowohl Pixel- als auch Vektorinhalte. Es kommt vor allem darauf an, wie Sie in den Programmen Inhalte erstellen und bearbeiten.

Wenn Sie Effekte wie den Gaußschen Weichzeichner auf den blauen Schal in dieser Grafik anwenden, erzeugen Sie Pixel in der ausgegebenen Datei. Die Abbildung zeigt einen Screenshot aus einem EPS. Dieser Ausschnitt ist nicht nur gerastert, er muss auch gestitched, also aus mehreren Elementen zusammengepuzzelt werden.

Das bedeutet auch, dass man einen Inhalt nicht alleine durch das Öffnen in einem Vektorprogramm in eine Vektordatei umwandelt. Oder präzise: Nur weil Sie das kleine GIF in Illustrator öffnen, wird es nicht unendlich skalierbar.

Aber auch das Folgende trifft zu: die Produktion kann unglaublich komplex werden. Es gibt eine Reihe von Ausgabeprozessen, die nicht nur eine Vektordatei erfordern, sondern deren Inhalte müssen auch bestimmte Kriterien erfüllen.

Nicht jede hundertprozentige Vektorfunktion, die Sie in einem Vektorprogramm anwenden, wird Grafik erzeugen, die sich für das Plotten oder Lasergravieren oder als Ausgangsmaterial für einen Font oder 3D-Programme eignet. Wenn Sie also etwas für jemanden erstellen, müssen Sie nicht nur wissen, welches Dateiformat zu liefern ist, sondern auch, was exakt drin sein muss.

Wenn Sie ein Logo erstellen, wird davon früher oder später eine Vektordatei benötigt. Wenn das Logo mit Effekten aufgebrezelt sein soll, erstellen Sie eine »erweiterte« Version, aber bereiten Sie auch eine einfache Version vor, die in Schwarz-weiß funktioniert.

RGB oder CMYK?

Um das klarzustellen: in Software von heute können Sie Farbmanagement entweder einrichten und benutzen oder das Farbmanagement benutzt Sie und fährt mit Ihnen und Ihrer Datei Achterbahn. Wenn Sie das bisher noch nicht getan haben, lernen Sie Farbmanagement. Jetzt.

Farbmanagement auf Creative aktuell

Auf Creative aktuell finden Sie eine ganze Reihe leichtverständlicher Artikel, die Ihnen alles genau erläutern, was Sie zum Thema Farbmanagement wissen sollten.

Die Wahl des Farbraums beim Einrichten der Datei beruht auf einigen Variablen. Die Theorie des Farbmanagements besagt, dass man unabhängig vom Ausgabemedium im RGB-Farbraum arbeiten kann und die Konvertierung in den benötigten Farbraum mit den benötigten Profilen bei der Ausgabe des PDF vornimmt.

Für Fotos und andere Rasterbilder funktioniert das auch prima. Für Vektorinhalte funktioniert es nicht, denn wenn Vektordateien durch ICC-Profile konvertiert werden, wird schwarz bunt und andere Farben könnten durch kleine (aber sichtbare) Anteile von Cyan oder Magenta verschmutzt werden.

Konvertierung von RGB Schwarz in CMYK - mit dieser Farbdefinition werden Sie höchstwahrscheinlich beim Drucken Probleme bekommen.

 

Nach der Konvertierung in CMYK gibt es einen wahrnehmbaren Anteil von Cyan im gelben Bereich.

 

Ein anderes Kriterium sind Füllmethoden. Wenn Sie planen, etwas mehr als nur Multiplizieren zu verwenden, werden Sie im Farbmodus CMYK wahrscheinlich überrascht sein, denn Füllmethoden funktionieren nicht wie erwartet.

Original RGB-Datei mit live Objekten und Transparenz (links), in CMYK konvertiert (rechts)

Auf der anderen Seite werden Überdrucken und Schmuckfarben im Modus RGB nicht wie erwartet funktionieren.

Wenn Sie eine Datei aufsetzen, ist die Frage also nicht nur, ob die Grafik gedruckt oder ins Web gestellt wird. Das Erstellen von Webdesign-Dateien erfordert den Farbmodus RGB, für den Druck kommt es drauf an. Bei der Arbeit mit Pixeln ist RGB auch im Druck sinnvoll, da es der größere Farbraum ist und deswegen umfangreichere Korrekturen zulässt. Und es gibt Ihnen mehr Flexibilität, falls Sie später noch andere Druckprozesse bespielen müssen.

Wenn Sie Vektorgrafik erstellen, müssen Sie zusätzlich die Art der Inhalte berücksichtigen und welche Bearbeitungen Sie durchführen wollen. Infografik mit ihren feinen schwarzen Linien und kleinen Texten oder Logos mit exakten Farbdefinitionen erfordern häufig einen anderen Ansatz als eher malerische Illustrationen mit jeder Menge Füllmethoden und Transparenz, in denen einfach keine exakten Farben und dünne Linien vorhanden sind.

Ein Logo wird üblicherweise zuerst in CMYK erstellt. Da Sie in allen Medien konsistente Farben erreichen wollen, müssen Sie es im kleinsten Farbraum entwerfen. Logos werden in der Regel früher oder später gedruckt. Später konvertieren Sie dann eine Version für den Bildschirm, in der Sie die Farben anpassen.

Ein generischer CMYK-Farbraum im Inneren des Adobe RGB-Farbraums

 

Wenn Sie in Illustrator neue Dateien erstellen, müssen Sie den Farbraum über das neue Dokumentprofil wählen. Anderenfalls machen Sie sich unnötige Mehrarbeit, alle Farbfelder anzupassen.

Den Farbmodus für ein neues Dokument in Illustrator auswählen.

Browser können genauso wenig wie simple Grafikanzeigeprogramme CMYK anzeigen oder zumindest keine verlässlichen Farbkonvertierungen, daher sollten Sie im Web nur RGB-Dateien verwenden. Darüber hinaus sind RGB-Dateien kleiner als CMYK-Dateien. Wenn Sie über die Für-Web-speichern-Funktionen in Illustrator oder Photoshop speichern, werden Dateien automatisch in RGB konvertiert. Einige Dateitypen (wie SVG oder PNG) können nur RGB sein.

Welche Auflösung?

Diese Frage wird oft auf »In wieviel dpi wollen Sie das Bild?« reduziert. Zunächst: es heißt ppi. Eine Datei hat eine Anzahl von Pixeln pro Zoll. Um aber festzustellen, ob die Dateiauflösung hoch genug ist, ist der Wert ppi vollkommen irrelevant. Sehen wir uns ein Beispiel an.

Ein Smartphone-Foto hat 72 oder vielleicht 180 ppi, und trotzdem druckt Apple diese Fotos auf Großplakate. Das können sie, weil jede Menge Pixel in der Datei sind. Pixel tragen die Information in einer Rasterdatei. Ein Pixel kann eine Farbe haben und so sind Pixel die Bausteine, die kleinsten möglichen Elemente in einem Bild. Je mehr Pixel vorhanden sind, desto mehr Detail ist vorhanden.

Dasselbe Bild mit weniger (links) und mehr (rechts) Pixeln. Die Menge an Details, die abgebildet werden kann, hängt von der Anzahl der Pixel in der Datei ab.

Die ppi bestimmen dann nur noch, wieviele Pixel in einen Zoll gequetscht werden sollen. Je mehr ppi, desto kleiner wird dabei jeder einzelne Pixel. Für jede Ausgabemethode oder jedes Ausgabegerät, wird eine bestimmte Menge an Pixeln pro Zoll benötigt (bezogen auf die Bildgröße im Layout), um ein ansprechendes Ergebnis zu erhalten. Wenn Sie die Auflösung ändern wollen, öffnen Sie den Bildgröße-Dialog. Das hier ist in Photoshop, andere Anwendungen haben eine vergleichbare Funktion.

Unterschiedliche Auflösung, aber die Pixeldimensionen ändern sich nicht (das wird erreicht, indem Sie die Option Neu berechnen deaktivieren).

 

Mit einer niedrigeren Auflösung sind die Ausgabedimensionen größer.

 

Ändert man die Auflösung, wird das Bild skaliert. Das funktioniert auch umgekehrt: wenn Sie ein Bild im Layout skalieren, dann ändert sich die (effektive) Auflösung. Die Bildgröße zu reduzieren ist normalerweise unproblematisch, aber wenn Sie vorhaben, Bilder zu vergrößern, werden die Pixel größer und werden ab einem bestimmten Punkt so groß sein, dass man es im Druck sieht.

Um das zu verhindern, muss Bildbearbeitungssoftware das Bild resamplen, die Software muss also »magisch« Pixel erfinden, wo vorher keine waren, indem sie die benachbarten Pixel interpoliert. Das erzeugt dann mehr Pixel pro Zoll. Google hat einige beeindruckende Beispiele mit Porträtfotos gezeigt, aber die derzeit existierende DTP-Software kann das nicht sauber für jeden Bildinhalt.

Das Bild links wird mit unterschiedlichen Algorithmen in Photoshop vergrößert. Es gibt jedoch keine Möglichkeit, die Details aus dem Beispiel rechts wiederherzustellen, denn die Interpolation beruht auf dem, was vorhanden ist.

Für Web-Browser sind die ppi eines Bilds komplett irrelevant. Sie stellen Pixeldimensionen dar. Normalerweise stellen sie einen Bildpixel auf einem Monitorpixel dar, es sei denn, der HTML-Code gibt eine andere Größe vor. Der Druckdatei einfach 72 ppi zuzuweisen, macht sie auch nicht automatisch klein oder reduziert die Qualität als Schutz vor Bilderklau. Stattdessen müssen Sie die Pixeldimensionen auf ein angemessenes Maß reduzieren.

Das ist eine 4x4-Pixel-Datei mit 30,000 ppi (die höchste Auflösung, die man in Photoshop einstellen kann). Im HTML-Code dieser Seite habe ich festgelegt, dass das Bild bei 400x100 Pixel dargestellt wird. Ist das irgendwie sinnvoll? Ganz und gar nicht. Es zeigt Ihnen nur, dass die ppi vollkommen irrelevant für die Bildqualität sind und dass der Browser gegebenenfalls sowohl die Pixeldimensionen als auch die Auflösung ignoriert.

 

Ihr Druck- oder Webdienstleister wird Ihnen die benötigte Auflösung mitteilen. Sie müssen dann die vorhandenen Pixeldimensionen untersuchen, um anhand dessen zu ermitteln, in welcher Größe Sie das betreffende Bild in Ihrem Layout. Poster oder auf Ihrer Website verwenden können.

Neue Bilder erstellen

Wenn Sie eine neue Rasterdatei für Ihre Illustration erstellen, dann müssen Sie die Größe kennen, in der sie reproduziert werden soll und die Auflösung, die für diesen Prozess benötigt wird (die sich immer auf die physikalische Größe bezieht, also meint 300 ppi die effektive Auflösung bezogen auf die Größe im Layout).

Für einen Museumskatalog benötigen Sie eine höhere Auflösung als für eine Zeitungsannonce. Für ein Großformatposter benötigen Sie eine niedrige Auflösung. Sollte es mehrere Verwendungen für das Bild geben, dann müssen Sie ausrechnen, für welche die größten Pixeldimensionen benötigt werden. Legen Sie das Bild in der größten Größe an – wenn möglich, etwas größer, sodass Sie noch einige Anpassungen vornehmen können (wie Tonwertkorrektur, Gradationskurven, Transformationen oder was immer zu tun ist).

Dasselbe gilt für das Scannen. Scannen Sie möglichst größer als nötig, denn ein Verkleinern nach der Bearbeitung (Entfernen von Staub und Kratzern, Tonwertkorrektur und Gradationskurven) hilft dabei, den Scan zu verbessern.

Auflösung in Vektordateien

Vektordateien haben keine Auflösung. Stattdessen arbeiten Sie mit absoluten Maßen in Millimetern, Zoll oder anderem. Die Anzeigesoftware (entweder das Vektorprogramm selbst oder ein Programm, das z.B. ein PDF darstellt bzw. das RIP) wird die Grafik dann immer in der jeweiligen Zoomstufe in bestmöglicher Qualität anzeigen.

Für das Rendering von Schlagschatten und anderen rasterbasierten Effekten, die Sie in vielen Vektorprogrammen anwenden können, stellen Sie dann eine Auflösung ein. Diese Auflösung kann in der Vektorsoftware jederzeit geändert werden, aber wenn die Datei anderswo angezeigt oder gedruckt wird, ist die Auflösung festgeschrieben. Im Fall von Illustrator ist dies die Auflösung, die Sie beim Anlegen einer neuen Datei einrichten.

Wenn Sie eine Vektordatei in ein Rasterformat exportieren, müssen Sie auch eine Auflösung bestimmen. Normalerweise wendet die Software diese Auflösung auf die absoluten Maßen an, in denen Sie gearbeitet haben. Wenn Sie in Illustrator in Pixeln gearbeitet haben und alles auf eine spezifische Pixelgröße eingestellt haben, müssen Sie die Illustration mit 72 ppi ausgeben, um die Pixeldimensionen beizubehalten.

Schrift in Pfade?

Normalerweise müssen Sie Schriften nicht in Pfade umwandeln, wenn Sie Dateien in den Druck geben. Das Umwandeln bewirkt häufig, dass Texte anders (schlechter) aussehen und – wenn Sie es falsch machen – können Textteile verschwinden (wie etwa Nummerierungen oder spezielle Formatierungen).

Wenn man Sie bittet, Schriften in Pfade umzuwandeln, fragen Sie, warum. Lassen Sie sich nicht mit »Haben wir immer so gemacht« abspeisen. Häufig verlangen Dienstleister das Umwandeln, weil sie Dateien nicht über Acrobat drucken und stattdessen PDFs in Corel Draw öffnen. Neben dem Schriftproblem können dabei noch ganz andere Sachen danebengehen.

Wenn Sie ein PDF abliefern, können Sie Schriften darin einbetten. Der Empfänger braucht die Schriften weder zum Ansehen noch zum Drucken oder zum Platzieren der Datei ins Layout.

Wenn Sie ein PDF für den Download auf einer Website erstellen, denken Sie noch nicht einmal ans Umwandeln von Schriften in Pfade. Mit Live-Text ist Ihr Dokument weit besser für die Anwender assistiver Technologien wie Screenreadern zugänglich.

Wenn Sie Schriften unbedingt umwandeln müssen, verwenden Sie dafür nicht die offensichtliche Funktion im Schrift-Menü. Stattdessen reduzieren Sie die Transparenz oder verwenden Sie Acrobat, um Texte in Pfade umzuwandeln.

In Logo-Dateien sollten Texte dagegen immer umgewandelt sein – jedenfalls in den Dateien, die Sie an Kunden ausliefern. Dateien, die in anderen Programmen weiterbearbeitet werden, z.B. in 3D-Programmen, sollten Sie dahingehend testen, was im Workflow besser funktioniert.

Wenn Sie CAD-Dateien erstellen, verwenden Sie häufig besondere Center-Line-Fonts. Sie sollten nicht umgewandelt werden.

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